Mit dem iPad auf den Segel-Törn
Der Artikel soll KEINE Werbung für irgendwelche Geräte sein, sondern dient rein der Information… ;-))
Der Link zum Originalartikel: Segelrevier.CH
Kann das iPad von Apple das Notebook an Bord eines Charter-Törns ersetzen? Oder muss man weiterhin den schweren Laptop von Zuhause mitschleppen?
Die Vorteile für den Tablet-Rechner aus Cupertino liegen auf der Hand: Ein extrem charterfreundliches Packmass und Gewicht, das brilliante Display und die lange Batterielaufzeit sprechen zunächst für die Variante iPad. Auch gibt es mittlerweile eine breite Auswahl an “Apps” für den Skipper, von der Navigation über detaillierte Wetterberichte bis hin zur Logbuch-App wird man fündig, zu Preisen bei denen einem bis vor kurzem der professionelle Seekarten-Dealer noch nicht mal die Hand geschüttelt hat.
Lohnt sich der Kauf eines solchen Spielzeugs für den ambitionierten Skipper?
Meine Erfahrung mit dem iPad an Bord ist zwiespältig. Im Gepäck ist das iPad unschlagbar: Flink verstaut nimmt es weniger Platz weg als eine durchschnittliche Zeitschrift und bereits unterwegs kann man sich trefflich damit unterhalten. Das Bord-Entertainment-System an Bord des Flugzeugs wird komplett überflüssig: Endlich Katastrophenfilme auf dem Flug zur Charterbasis
Die Batterielaufzeit ist gnadenlos: Beim mir zur Verfügung stehenden Modell mit 64 GB und 3G muss das iPad nach ca. 8 bis 10 Stunden (je nach Nutzung) an die Stromtankstelle. Bei normalem Hausgebrauch, also hin und wieder Mails checken, Wetterdaten aktualisieren, Facebook u.s.w. kommt man also gut und gerne die ganze Woche ohne eine Steckdose über die Runden.
Der Einsatz des GPS-Modules hingegen verkürzt die Laufzeit deutlich. Die Batterie-Tankanzeige neigt sich gefühlt doppelt so schnell dem Ende zu, wenn man ein Programm mit GPS Daten laufen lässt. Überhaupt das GPS-Modul. Vielleicht bin ich ja durch mein Garmin CSx Handheld-GPS ein wenig verwöhnt, aber grade in Geschwindigkeitsbereichen, in denen sich das Segeln bei mir abspielt, ist die Anzeige ziemlich ungenau.
Der GPS-Fix ist einigermassen schnell, aber die Geschwindigkeits und auch die Kursdaten springen bei Geschwindigkeiten von 2-3 Knoten teilweise wild hin und her. Da hilft auch der eingebaute Kompass nicht viel weiter, der ohnehin gern mal neu kompensiert werden möchte und den Norden auch schon mal im Westen verortet. Da bin ich vom Garmin anderes gewöhnt.
Bei höheren Geschwindigkeiten werden die Daten besser, anscheinend ist die Refresh-Rate des iPads im Vergleich zum Garmin geringer, so das bei stabilerem Kursverlauf (Weniger schlingern und rollen etc.) die Daten besser aufgerechnet werden können.
Die Angabe des Ow hingegen ist okay und i.d.R. bis auf ca. 20 Meter genau.
Ich setze übrigens die App “Navionics Marine: Europe West” ein, die für 34,99 Euro einen kompletten Vektorkartensatz der Atlantikküste und des Westlichen Mittelmeeres bis einschliesslich Sardinien, Korsika und der nördlichen Adria mitbringt.
Hier einige “Screenshots” von der Gesamtabdeckung, der Bucht von Cannigione und den Hafeninfos, hier Port Toga auf Korsika (Klick für grösseres Foto in neuem Fenster):
Wie man sieht, ist die Gesamtabdeckung ordentlich für den Preis
Aber wie sieht es aus, wenn man reinzoomt?
Die wichtigsten Infos sind gut zu sehen. Da es sich um Vektorkarten handelt, kann man bis auf Steg-Niveau ohne Qualitätsverlust zoomen, hier die Marina von Cannigione:
Darüber hinaus kann man durch antippen einer beliebigen Stelle des Schirms weitere Informationen zum gewählten Position abrufen, für Yachties besonders informative Stellen sind mit einem kleinen Segelbootsymbol gekennzeichnet. Wenn man diese antippt, erhält man z.B. Infos wie diese hier:
Trotzdem ist das iPad kein Ersatz für die gute alte Papierkarte: Es lassen sich keine Notizen in der Karte machen und wenn das iPad mal eine Schippe Salzwasser mitbekommt, kann man damit höchstens noch in den Hafen paddeln. Ausserdem ist bei der Navionics-App nicht ersichtlich, welches Datum den verwendeten Karten zugrunde liegt und ob diese korrigiert werden.
Aber um mal eben schnell zu sehen, wo man ist und um den Kurs nachzuplotten ist das Teil genial und vor allem enorm preiswert.
Anonsten habe ich noch installiert:
WeatherPro for iPad – Gute globale Wetterinfo
WindGuru – Auf den Punkt genau.
iNavX – Rasterkarten verwendbar
Ship Finder HD – Internet basiertes AIS
SailBook – Eine Logbuch Applikation
Wenn gewünscht, werde ich zu den einzelnen Apps noch einen Review nachliefern.
Toll ist natürlich, dass man mit dem iPad seine gesamten Fotos, die iTunes Bibliothek und damit die digitale Musik mit an Bord hat – in Verbindung mit einem kleinen UKW-Sender, den man in jedem Interdiscount für knapp 20,00 Franken kaufen kann, hat man so ein tolles Bord-Entertainment System, mit dem man Filme und Musik dann sogar über die Stereoanlage geniessen kann.
Dank dem eingebauten 3G Modul ist man auch unterwegs online. Es ist also möglich, E-Mails zu empfangen und zu versenden, seine Facebook-Kontakte mit Statusmeldungen zu erfeuen und vieles mehr. Ohne nötiges zusätzliches Zubehör. Ultra-Kompakt und sehr nützlich, das iPad an Bord.
Nun aber zu den Wermutstropfen, die nicht fehlen dürfen:
Das iPad kann kein Flash. Damit sind Web-Workern die Statistiken der WordPress-Installationen und Google Analytics verbaut. Auch einige Webseiten, wie z.B. Facebook, verwenden Pop-Up Layer um Listen innerhalb von Webseiten darzustellen. Die kann man nicht scrollen. Man sollte also darauf vorbereitet sein, auf unerwartete Hindernisse beim Surfen im Web zu stossen. Am besten deheim die nötigsten Webseiten ausprobieren, damit es keine Überraschung gibt.
Das Schreiben mit dem iPad ist gewöhnungsbedürftig. Mir fehlte irgendwie die haptische Gegenmeldung, das ein Knopf gedrückt wurde – Aber daran gewöhnt man sich, genau wie an die vorlaute Autokorrektur.
Jetzt noch zwei Faktoren, die wirklich stören:
Das iPad spiegelt so fest, dass jede Diva ihre Freude dran hätte.
Da braucht man keine Schminkspiegel-App… Was unter Deck noch prima funktioniert, ist im Cockpit fast unleserlich. Das Display selbst zeigt sich von der Sonne zwar recht unbeindruckt, aber durch die Spiegelei sieht man kaum noch etwas.
Die Online-Kosten im Ausland sollte man im Auge behalten.
Ich habe für das iPad eine PrePaid Lösung von Swisscom gebucht, mit Option kostet das MB “nur” noch 2.00 Franken. Für gelegentliches Mailen ist das okay, morgens das Wetter holen mag auch noch drin liegen, aber “richtiges” Arbeiten auf dem iPad ist dann nur im Hafen mit WLAN möglich.
Trotzdem werde ich mich auf dem nächsten Törn – also ab Samstag – auf das iPad als alleinige Lösung verlassen und ausprobieren, wie es sich als “Digital-Lightweight-Nomade” leben lässt. Auf der Facebook Seite werde ich versuchen, regelmässige Status-Updates zu posten.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie Ihre Meinung zu diesem Artikel unten im Kommentarfeld sagen würden. Haben Sie andere Erfahrungen, eine andere Meinung zu diesem Thema? Es gibt übrigens auch eine Facebook-Seite zu Segeln in der Schweiz und Meer. Ich würde mich freuen, Sie dort begrüssen zu dürfen!